Sunday, 2 March 2008

trennen wollten wir uns?




Trennen wollten wir uns? wähnten es gut und klug?
Da wirs taten, warum schröckte, wie Mord, die Tat?
Ach! wir kennen uns wenig,
Denn es waltet ein Gott in uns.


Hölderlin (Die Liebenden)




So we wanted to part, thought it clever and good,
That we did it, why did it shock us like murder, the deed?
Oh, we know ourselves little
For a god is at work in us.

(The Lovers)

6 comments:

  1. AUS!

    Einmal müssen zwei auseinandergehn;
    einmal will einer den andern nicht mehr verstehn—
    einmal gabelt sich jeder Weg – und jeder geht allein –
    wer ist daran schuld?
    Es gibt keine Schuld. Es gibt nur den Ablauf der Zeit.
    Solche Straßen schneiden sich in der Unendlichkeit.
    Jeder trägt den andern mit sich herum –
    etwas bleibt immer zurück.

    Einmal hat es euch zusammengespült,
    ihr habt euch erhitzt, seid zusammengeschmolzen,
    und dann erkühlt –
    Ihr wart euer Kind. Jede Hälfte sinkt nun herab -:
    ein neuer Mensch.

    Jeder geht seinem Schicksal zu.
    Leben ist Wandlung. Jedes Ich sucht ein Du.
    Jeder sucht seine Zukunft. Und geht mit stockendem Fuß.
    vorwärtsgerissen vom Willen, ohne Erklärung und Gruß
    in ein fernes Land.
    - Tucholsky

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  2. ja. aber dieses Land ist wirklich so fern.

    [ich habe dich vermisst. ich weiss, diese Worte sind genau wie die andern, nutzlos - nur bei Hoelderlin koennen Worte, wie Blumen, entstehen, durchsichtig mit einem ungeboreren Licht - deine Blumen, gestern und immer - aber ich wollte es trotzdem gesagt haben.]

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  3. ja es ist ein fernes Land, ich muss immer an Humboldt denken, wie er sagte, die Worte fuehren uns immer in ein Land (aber wohl nicht das, wovon Tucholsky spricht, oder eben nur bedingt, oder doch, das von Tucholsky ist auch ein Land, das man nie richtig betreten kann) oder deuten und weisen uns dort hin, aber nie richtig, nie vollstaendig. Ich fand es immer eine Beruhigung, dass bei Humboldt dieses Ungesagte, all das, was doch den Worten immer irgendwie entkommt, doch aufgehoben ist in dieser Idee des Landes, dass es doch da ist, auch wenn man es nicht nennen kann und die Ferne einen immer begleitet, aber in einem guten Sinne und ich weunschte, ich koennte jetzt dieses wunderbare Humboldtzitat zitieren, weil es wirklich so schoen ist.
    [ich habe immer an dich gedacht, aber ich bin mir so sehr abhanden gekommen und muss in meiner seelischen Schmerzen ein bisschen gaertnern und sehen, was aus den winterlichen Eisblumen geworden ist, ob sie ihre Transparenz in einen Fruehling herueber retten koennen. oder neue Blumen erfinden, die all das Unsagbare verkoerpern, lichtvoll, und ja, vielleicht ein bisschen unsichtbar, aber nur ein bisschen. Hoelderlin, ja. aber auch Blumen wie bei Ruehmkorf, ausser der Liebe nichts, ausser den Blumen nichts, aber vielleicht eine ganz neue Art ganz zarter und kraftiger Blumen. and there it is again, pain and strength. und cih will dir schon wieder fuer die schoenen Teephotos danken, die mir immer noch eine so grosse Freue bereiten]

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  4. ja mach das bitte, zitiere Humboldt, sobald du kannst, eine Beruhigung wuerde ich auch sehr brauchen. aber vielleicht ist die Veraenderung, ein sanft-leises Gleiten in den neuen Fruehling schon am Werk in den Eisblumen, nur sie selbst ahnen es noch nicht? zumindest habe ich das in den letzten Bildern gespuert, aber ich weiss, Bilder koennen auch taeuschen, egal wie sehr ich mich dagegen wehre. oh, aber die anderen Blumen, die weiss schimmernden, wie Schnee-Mohn sieht das aus, irgendwie so, wie ruhig und schoen kann die Aufloesung sein, wenn man sich ganz hingibt. ich gehe jetzt und mache uns Tee. "der bittere Duft der Sinnlosigkeit", sagte jemand. manchmal duftet sogar mein Tee danach, egal wie sehr ich dagegen kaempfe. chinesischer, heute abend.

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  5. der bittere Duft der Sinnlosigkeit. vielleicht durchsetzt mit leiser Hoffnung? manchmal fuehlt sich das an wie ein Rilke Gedicht, das mit den Blaettern, die fallen wie von weit, als welkten in den Himmeln ferne Gaerten. und in den Naechten faellt die schwere Erde aus allen Sternen in die Einsamkeit. - ich habe das Humboldtzitat nicht finden koennen. Aber ich habe Uwe Johnson fuer dich, mit dem, was aus dem fernen Land vielleicht an Sinn oder Trost kommen koennte: "Wenn es einen Trost gibt, wir können ihn beziehen von dem Menschen, dessen wir gedenken. Denn er war vertraut mit dem Sachverhalt, wonach zwischen seinem ersten Bewußtsein von Leben und dem notwendigen Übel des Sterbens nur eine unbestimmte Zeit ist und das, was er in sie hineinbringen kann nach Willen, nach Kräften." ich werde jetzt auch Tee trinken und dir einen schoenen Abend wuenschen, vielleicht mit einer Beruhigung, die aus Schneemohn bestehen koennte oder aus dem chinesischen Tee oder aus einer Aufloesung, die sanft ist, und dich nicht taeuscht, wie Bilder es manchmal koennen.

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  6. ach wie dankbar ich dir bin... beruhigend auch der Gedanke, nein, das Gefuehl, die Sicherheit koennte ich auch sagen, aber mir bangt es vor allen kraeftigen Worten, dass an einem Abend, genau so wie die anderen, einem unscheinbaren durch nichts auffallenden klein-blassen Abend, solch ein sanftes Mitsein, Gemeinsamsein vor dem warmen - doch unsichtbaren - Tee moeglich ist. entsteht.

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